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Stadt Forum 82

Pots­dams Grün und Was­ser im
Kli­ma­wan­del

Umbau für Klimaresilienz und
Ressourcenschutz

1.10.2025 / 18:00 / Haus der Natur, Lindenstraße 34

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!
Eine Anmeldung ist nicht nötig.

Küh­le Oasen statt Beton­wüs­ten — wie ver­mei­det Pots­dam Kli­ma­stress? Was­ser und Grün sind Lebens­adern unse­rer Stadt – und zugleich stark bedroht. Trotz zahl­rei­cher Seen zählt unse­re Regi­on zu den tro­ckens­ten Deutsch­lands. Hit­ze, Tro­cken­pe­ri­oden, Baum­ster­ben und sin­ken­de Grund­was­ser­stän­de zei­gen: Der Kli­ma­wan­del trifft Pots­dam spür­bar. Wie gelingt die Pfle­ge und der Umbau unse­rer Grün­flä­chen? Wel­che inno­va­ti­ven Kon­zep­te für Was­ser­ver­sor­gung, Regen­was­ser­nut­zung und Schwamm­stadt-Prin­zip gibt es? Und wie kön­nen Bür­ge­rin­nen und Bür­ger aktiv bei­tra­gen?

Die­se Fra­gen ste­hen im Mit­tel­punkt des Stadt Forum #82 am 1. Okto­ber im Haus der Natur. Mehr Info und unse­re Leit­ge­dan­ken zum The­ma fin­den Sie hier:

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Wasser und Grün sind nicht nur Grundlage des Ökosystems, Lebens- und Energiequelle, sondern auch zentrale Ressourcen für alle menschlichen Aktivitäten. Wasser und Grün sind jedoch regional und saisonal sehr unterschiedlich verteilt und in unterschiedlicher Qualität verfügbar. Der Raum Berlin-Brandenburg ist trotz seiner vielen Oberflächengewässer eine der niederschlagsärmsten und trockensten Regionen Deutschlands. Der Klimawandel trägt elementar zur Bedrohung der Ressourcen Wasser und Grün bei, auch im Raum Potsdam.

Potsdams Grün- und Freiflächen umfassen 58 % des Stadtgebiets, wozu nicht nur die kommunalen Parks, Spielplätze, Grünflächen etc., sondern auch die Parks der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten sowie die Wälder und Forsten gehören. Kommunale Grünflächen stehen z.T. unter großem Nutzungsdruck v.a. in den dicht besiedelten Wohn- und Innenstadtgebieten. Ihre Entwicklung ist in den Jahren von 1992 bis 2010 allerdings durch eine Zunahme des Versiegelungsgrads von 9,2 % auf 11,3 % gekennzeichnet. Zudem macht sich seit einigen Jahren der Klimawandel auch bei den öffentlichen Grünflächen immer stärker bemerkbar z. B. durch das Baumsterben, durch die Trockenperioden, die erhebliche Schäden und Bewässerungsprobleme verursachen, oder durch Vandalismus und Beschädigungen aufgrund anderer Umwelteinflüsse. Die Stadtverwaltung hat 2024 für ausgewählte öffentliche Grünflächen eine Untersuchung und Zustandsanalyse beauftragt, deren Ergebnisse demnächst vorliegen werden.

Zum Baumzustand im Stadtgebiet legt die Stadtverwaltung Potsdam seit einigen Jahren regelmäßig Berichte vor. Der letzte Baumzustandsbericht für 2021/22 umfasst 126.000 Bäume im öffentlichen Straßen- und Grünraum der Stadt. Hinzu kommen 5.200 ha Waldflächen, die ca. 28 % des Stadtgebiets umfassen. Die Situation bei den Bäumen im öffentlichen Raum ist durch zunehmende Vitalitätsverluste insbesondere aufgrund von Trockenheit, aber auch durch Schädlinge, Bodenverdichtung, Streusalz etc. geprägt (+ 15%). Die Zahl der Bäume mit Pflegebedarf steigt seit 2017 ständig an und liegt z.Zt. bei ca. 20 %. Insbesondere betroffen ist die nördliche Innenstadt. Auch die Zahl der Fällungen steigt, wobei die Zahl der Neupflanzungen von Straßenbäumen annähernd gleichbleibt. Ein Grund für diese Stagnation sind die steigenden Kosten für Neupflanzungen und Anwuchspflege. Bis 2024 waren die dafür erforderlichen Finanzmittel abgedeckt, für 2025 zeichnet sich allerdings ein starker Mittelrückgang ab. In der Tendenz wird die Vitalität und die Zusammensetzung der Potsdamer Straßenbäume abnehmen. „In zehn Jahren wird sich der Altbaumbestand auf 50 % reduzieren.“ (Baumzustandsbericht 2021/22, S. 1). Der daraus resultierende Anstieg des Finanzbedarfs für Neupflanzungen sowie für Pflege- und Schutzmaßnahmen (u.a. mehr Personal, eigene Baumschule) kann nach aktuellem Stand nicht abgedeckt werden.

Damit die öffentlichen Grünflächen auch in Zukunft ihre vielfältigen Aufgaben v.a. die das Stadtklima und die Einwohner, sind grundsätzliche Umbauten und erhöhte Pflegeaufwendungen erforderlich. Bei Grünflächen müssen neue Flächenversiegelungen vermieden und bestehende Versiegelungen rückgebaut werden. Auch der Bodenzustand bzw. dessen Verdichtung und Qualität spielt eine große Rolle. Das auf Grünflächen entfallende Regenwasser sollte über längere Zeiträume vor Ort gespeichert werden, zugleich muss die Bepflanzung trockenresistent sein.

 

„Der Umbau unserer Städte ist die einzige Chance.“
Christine Wilcken, Deutscher Städtetag, in: Süddeutsche Zeitung v. 15.8.2025

 

Potsdam kann sich beim Grünflächenumbau auf ein Regelwerk zur Klimaanpassung stützen, das in den letzten Jahren entwickelt und gesetzlich geregelt wurde u.a. im Bundesklimaanpassungsgesetz. Zu diesem Regelwerk gehören Mulden und Rigolen zur naturnahen Regenwassersammlung und -versickerung, aber auch unterirdische Auffangbecken, die in Trockenperioden zur kleinräumigen Bewässerung genutzt werden. Andererseits darf der Grundwasserpegel aber auch nicht zu stark ansteigen, um negative Einflüsse wie Staunässe u.a. auf ältere Stadtbäume zu vermeiden. Auch die Gehölzauswahl spielt eine große Rolle, denn v.a. in innerstädtischen Räumen sind nur bestimmte Baumarten geeignet. Alle diese Maßnahmen erfordern mehr Geld für den Umbau und die Bewirtschaftung von Grünflächen (s. Beitrag H. Balder).

Potsdam hat für den entsprechenden Umbau wichtiger Grünflächen erfolgreich Fördermittel aus dem Bundesprogramm „Anpassung urbaner ländlicher Räume an den Klimawandel“ eingeworben. Diese Mittel werden u.a. für den Umbau bzw. die Erweiterung des Nutheparks am Hauptbahnhof eingesetzt. Weitere Orte für diesen Fördermitteleinsatz sind in Bornstedt, Golm und am Fahrlander See.

Die Bedrohung durch den Klimawandel gilt auch für die Gärten und Parks der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Das Baumsterben hat hier stark zugenommen und führt zu dauerhaften Beeinträchtigungen des Landschaftsbilds und des ökologischen Werts der Parks. Die SPSG hat bereits darauf reagiert und wird zukünftig erhebliche Zusatzmittel für Baumnachpflanzungen bereitstellen (s. STADT FORUM POTSDAM Dokumentation 2022, S. 22ff).

Ähnlich besorgniserregend ist die Situation bei der Ressource Wasser, denn auch hier tragen die steigenden Temperaturen (mit 37,6° am 2.7.2025 in Berlin-Dahlem nur knapp unter dem Allzeit-Hitzerekord!) und die immer häufigeren und intensiveren Trockenperioden deutlich zur Verschärfung der Probleme bei. Laut einer Studie der Universität Potsdam gehört Brandenburg zu den Regionen mit der geringsten Neubildung von Grundwasser (s. Tageszeitung v. 21.8.2025). Die Grundwasserneubildung hat seit 1980 in der Region um bis zu 40 % abgenommen. Im ganzen Bundesland Brandenburg und bei nahezu allen Flüssen gibt es Probleme mit dem Niedrigwasser. Acht Brandenburger Landkreise haben Allgemeinverfügungen zur Einschränkung der Wasserentnahme bei oberirdischen Gewässern erlassen. Immer wieder gibt es in Brandenburger Teilräumen (z.B. in der Stadt Brandenburg) direkte Einschränkungen bei der Wasserentnahme. Auch in Potsdam sinkt der Grundwasserpegel und die Appelle zum sparsamen Wasserverbrauch werden immer dringlicher.

Der BUND Brandenburg sieht in 15 von 18 Brandenburger Landkreisen Grundwasserstress und eine Gefahr des übermäßigen Wasserverbrauchs. Die damit verbundenen Probleme sind auch im Raum Potsdam deutlich erkennbar, z.B. bei den sinkenden Wasserständen des Groß Glienicker Sees (- 1,5 m), des Großen Plessower Sees, des Seddiner Sees (- 1,3 m) oder des Güterfelder Haussees.

Hinzu kommt, daß die Qualität und Quantität der Oberflächengewässer der Spree, der Havel und der Nuthe und des Grundwassers großräumig negativ beeinflusst wird, u.a. durch die auslaufenden Braunkohletagebaue im Süden des Landes Brandenburg und durch die Nährstoffeinträge der zunehmend industrialisierten und großmaßstäblich betriebenen Landwirtschaft und Tierzucht.

Die Sicherstellung der Wasserversorgung und der Abwasserentsorgung sowie der Qualität des Trinkwassers sind die Aufgabe der der Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP), die auf eine über 140-jährige Geschichte zurückblicken kann. Nach einer kurzen Phase der Teilprivatisierung (1998 – 2000) befinden sich die Wasser- wie auch die Energieversorgung damit wieder in kommunaler Hand. Die EWP betreibt das Trink- und Abwassernetz Potsdams, das u.a. aus fünf Wasserwerken, zwei Kläranlagen, 134 Pumpwerken, 103 Brunnen sowie einem komplexen Leitungsnetz von Trinkwasser-, Misch- und Regenwasserkanälen besteht. Da Potsdam eine wachsende Stadt ist, erhöht sich auch der Trinkwasserbedarf. Um den steigenden Trinkwasserverbrauch (sowohl Gesamtbedarf wie auch Spitzenbedarf) abzudecken, muss Potsdam erhöhte Aufwendungen für Wartung und Ausbau des Wassernetzes betreiben. Zusätzlich werden neue Maßnahmen zur Qualitätssicherung des Wassers für Potsdam (steigender Salzwasseranteil, mehr anthropogene Stoffe, höherer Medikamenteneintrag) erforderlich.

 

„Die blau-grünen Infrastrukturen stärken! Mehr Bäume in die Stadt, mehr entsiegeln, mehr Raum für die Menschen, um sich vor der Hitze zu schützen!“
Prof. Eike Roswag-Klinge, Präsident der Berliner Architektenkammer, in: Tagesspiegel v. 21.8.2025

 

Eine wichtige Maßnahme zur Stabilisierung des Grundwasserpegels wäre die Reduzierung der Grundwasserentnahme durch Industrie und Landwirtschaft (Wasserpreis als Regulativ) sowie eine wasserschonende Herstellung von Agrarprodukten. Ein wichtiger Faktor ist auch die Entsiegelung von Flächen v.a. in der Stadt, sodass Regenwasser möglichst vor Ort im Boden versickern kann, dort für die Nutzung in Trockenperioden gespeichert werden kann und dann ins Grundwasser gelangen kann (Prinzip Schwammstadt). Der Umbau von der Regenwasserentsorgung zur Regenwasserbewirtschaftung bedeutet jedoch einen Umbau des Systems der Mischkanalisation, denn dadurch werden hohe Regenwasseranteile abseits des Niederschlagsorts dem Oberflächenwasser zugeführt und sind vor Ort nicht mehr verfügbar. Ebenso hilfreich für die Senkung des Trinkwasserbedarfs wäre eine Substitution des Trinkwassers durch Grauwasser, etwa bei der Toilettenspülung oder durch verstärkte Regenwassernutzung (z.B. für Gartenbewässerung).

Für Potsdam wurde das Programm „Potsdam gießt“ entwickelt, mit dem man sich über den Baumzustand und den Wasserbedarf in der eigenen Nachbarschaft informieren kann. Zu diesem Programm gehört eine App (www.potsdamgiesst.de), die bereits 26.000 Bäume umfasst und demnächst im Rahmen des Smart-City-Programms auf alle Straßenbäume erweitert werden soll. Die Potsdamer Bürgerstiftung ist bei der Umsetzung dieses Programms durch Anwohner, Bürger, SchülerInnen und andere Freiwillige stark engagiert.

Für Potsdam werden auch langfristige Vorkehrungen diskutiert, zu denen interkommunale Kooperationen und ggf. auch eine Wasserversorgung aus Regionen außerhalb Potsdams (Wasserimport aus dem Fläming?) gehören. Diese Optionen sind jedoch umstritten, weil sie von der Notwendigkeit des Wassersparens und des Umbaus zur Schwammstadt ablenken.

Die alltägliche Erlebbarkeit der Berlin-Potsdamer Seen- und Parklandschaft – gerade entlang der Uferzonen - muss verbessert werden, auch damit das öffentliche Bewusstsein über die mit der Ressource Wasser verbundenen Qualitäten und Herausforderungen geschärft und erweitert wird.

 

Fragen für die Diskussion:

  1. Gibt es gelungene Beispiele für Grauwassernutzung und Regenwasserspeicherung im Potsdamer Wohnungs- und Industriebau, um die Trinkwassersubstitution und die Senkung des individuellen Trinkwasserverbrauchs voranzutreiben?

 

  1. Wie wird es möglich, die steigenden Kosten für die klimagerechte Grünflächenbewirtschaftung (Umbau der Grünanlagen, mehr Baumpflanzungen etc.) zu sichern?
  2. Was bedeutet die Anwendung des Schwammstadt-Prinzips und der Umbau der Mischkanalisation für Potsdam?

 

  1. Welche innovativen Wasserver- und -entsorgungskonzepte werden in Potsdam praktiziert? Inwieweit sind die Maßnahmen zur Senkung des individuellen Wasserverbrauchs erfolgreich?
  2. Welche Erfahrungen hat der Einsatz von Bürgern und Anwohnern für die Baum- und Grünpflege gebracht? Sind diese Erfahrungen auch auf andere Bereiche übertragbar?

Für die Kerngruppe

Günter Schlusche

  

Quellen:

Stadtverwaltung Potsdam (FB Klima, Umwelt und Grünflächen), Baumzustandsbericht 2021/22 sowie Zwischenstandsbericht zum Baumzustandsbericht 2023/24 v. 2025

BUND Brandenburg, Seen – Brandenburgs bedrohte Schätze, Potsdam 2024

Hartmut Balder Chancen und Risiken der Gehölzverwendung in der Schwammstadt, in: ProBaum Nr. 1/2025

BUND Zeit, Umweltzeitung für Berlin und Brandenburg, Nr. 3/2024 Thema Wasser

Beiträge

Lars Schmäh

Leiter des Fachbereichs Klima, Umwelt, Grünflächen

Stadtverwaltung Potsdam

Zur Webseite
Dr. Cornelia Auer

Wissenschaftlerin, Leiterin

Wissenschaftlicher Klimabeirat des Landes Brandenburg

Zur Webseite
Luise Schubert

Fachspezialistin Hydrologie und Wassermanagement

Energie und Wasser Potsdam (EWP)

Zur Webseite
Jeannette Hanko

Nachhaltigkeitsberaterin

Kommunaler Immobilien Service Potsdam

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Axel Kruschat

Landesgeschäftsführer

BUND Brandenburg

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Marie-Luise Glahr

Potsdamer Bürgerstiftung

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SFP 81, 2024, Thema Potsdams Schulen, Foto: LHP, Plate

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