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Stadt Forum #78

Wär­me- und Ener­gie­wen­de für Pots­dam

Herausforderungen auf Potsdams Weg zur Wärme- und Energiewende: Das Programm der EWP, Debatten zur Umsetzung und Finanzierung

18.4.2024 / 18:00 / Kosmos im Kreativhaus Rechenzentrum, Dortustraße 46, 14469 Potsdam

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!
Eine Anmeldung ist nicht nötig.

Das STADT FORUM befasst sich mit der kom­mu­na­len Wär­me­pla­nung von Pots­dam.

Mit der Ver­ab­schie­dung des Gebäu­de­en­er­gie­ge­set­zes ist Anfang 2024 bun­des­weit ein ver­bind­li­cher Rah­men für den Umstieg auf eine kli­ma­freund­li­che Wär­me- und Ener­gie­wen­de gül­tig gewor­den, mit dem die Kli­ma­neu­tra­li­tät bis 2045 auch unter den durch den Ukrai­ne-Krieg grund­sätz­lich ver­än­der­ten Rah­men­be­din­gun­gen gesi­chert wer­den soll. Damit ist ein ent­schei­den­des Instru­ment für die Redu­zie­rung der CO²-Emis­sio­nen im Gebäu­de­sek­tor geschaf­fen wor­den, der für ca. 30 % aller CO² Emis­sio­nen in Deutsch­land ver­ant­wort­lich ist. Mit die­sem Gesetz wird eine Fül­le neu­er Auf­ga­ben, Pflich­ten aber auch För­der­mög­lich­kei­ten geschaf­fen, nicht nur für die pri­va­ten Ver­brau­cher und Bewoh­ner, son­dern auch für die Kom­mu­nen.

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Ein entscheidendes Instrument ist dabei die Pflicht zu einer kommunalen Wärmeplanung, die in allen Kommunen über 100.000 Einwohner bis Mitte 2026 vorliegen muss. Die Stadt Potsdam will ihre kommunale Wärmeplanung in Kooperation mit Netzbetreibern, Erzeugern, Wohnungswirtschaft, Industrie und anderen Partnern erarbeiten. Die für die Ermittlung des Potsdamer Energiebedarfs erforderliche Datenbasis zu allen Gebäuden und existierenden Netzinfrastrukturen soll die städtische Energie- und Wasser Potsdam GmbH (EWP) zusammenstellen, die Ergebnisse sollen 2025 auch im Rahmen einer breiten öffentlichen Beteiligung vorgestellt und erörtert werden.

Potsdam muss die EWP dazu befähigen, durch Investitionen in erneuerbare Wärme… aber auch in erneuerbaren Strom wie Windkraft und Photovoltaik  … den Anteil erneuerbarer Energien …. zu erhöhen.“  (Empfehlung des Klimarats v. 19.11.23)

„Aufsichtsrat bestätigt Großinvestitionen in Wärmewende.“(MAZ v. 9.3.24)

 

Ein umweltfreundlicher Energiemix für Potsdam

Die EWP erarbeitet z.Zt. ein Konzept für die umweltfreundliche Erzeugung des -Energiebedarf Potsdams. Diese Umstellung hat auch wegen des Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung v. 24.1.2024, die Wärmeerzeugung der EWP bis 2035 fossilfrei zu gestalten, zusätzliche Priorität bekommen.

„Die Strom- und Wärmeerzeugung der EWP auf dem Stadtgebiet der Landeshauptstadt Potsdam ist bis 2035 fossilfrei zu gestalten.“  (Beschluss der Stadtverordnetenversammlung Potsdam v. 24.1.2024)

Potsdam strebt hier einen Energiemix aus Windenergie, Photovoltaik, Geothermie, Kraft-Wärme-Kopplung und Elektrodenkesseln an. Vorgesehen sind eine Photovoltaik- Großanlage in Uetz sowie mehrere Standorte für Windräder v.a. im Potsdamer Norden.

Mit der Realisierung dieses Konzepts könnten laut den Berechnungen der EWP bis 2045 ca. 95 % des heutigen Strombedarfs aus erneuerbarer Energie gedeckt werden (2020: ca. 600 GWh, davon 18 GWh, also 3 % erneuerbar, 2045: ca. 600 GWh, davon 570 GWh, also 95% erneuerbar) Die klimaschädlichen CO²-Emissionen könnten damit um 95 % gesenkt werden (2020: 260.000 t CO², 2045: ca. 13.000 t CO²)

Fragen:

  • Wie können die für die Potsdamer Energie- und Wärmewende erforderlichen Investitionen finanziert werden? Unter welchen Bedingungen kommen dafür nicht-kommunale Finanzgeber (z.B. die Investitions- und Landesbank Brandenburg, private Finanzquellen, Genossenschaften) in Betracht?
  • Welche Pläne hat die EWP zum Aufbau von Beteiligungsmodellen für die Finanzierung?
  • Wie ist der aktuelle Stand beim Aufbau einer Potsdamer Bürgerenergiegenossenschaft, die unter anderem in diese Projekte investieren könnte?
  • Gibt es Prognosen darüber, mit wieviel Strombedarf im Jahre 2045 zu rechnen ist? Wenn ja, wie sehen diese aus? Wie werden die Stadt- und Ortsteile, in denen die Anlagen entstehen, finanziell beteiligt?

Fernwärme - die Hauptsäule der Potsdamer Wärmeversorgung

Bei der Potsdamer Wärmeplanung wird die Fernwärme eine Hauptrolle spielen. Potsdam verfügt bereits über ein überdurchschnittlich großes Fernwärmenetz, mit dem ca. 60 % aller Potsdamer Haushalte - darunter auch ein großer Anteil des kommunalen Wohnungsbestands - mit Fernwärme versorgt werden. Dieses Netz soll deutlich ausgebaut werden. Dafür hat die Stadt bereits Fernwärme-Vorranggebiete ausgewiesen, die bestimmte bauliche Merkmale wie z.B. eine Mindest-Baudichte haben müssen.

Der Zuschnitt dieser Vorranggebiete ist noch nicht abgeschlossen, u.a. gibt es einige Initiativen zu deren Ausweitung u.a. für die Brandenburger Vorstadt (Initiative BraVO Wärmewende) und für den Ortsteil Grube.

Aus Verbrauchersicht ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass Fernwärme eine Monopolversorgung ist, bei der – anders als bei Strom oder Gas – kein Versorgerwechsel möglich ist. Die Preiskalkulation für Fernwärme in Deutschland wird u.a. vom Bundesverband der Verbraucherzentralen oft als intransparent und zu hoch kritisiert. Für die Potsdamer Fernwärme treffen diese Kritikpunkte jedoch bis jetzt nicht zu.

Die Potsdamer Fernwärme wird z.Zt. noch zu 99,5 % aus Erdgas erzeugt. Damit sie den zukünftig geltenden klimapolitischen Vorgaben entspricht, muss ihre Erzeugung dezentral und umweltfreundlich erfolgen.

Fragen:

  • Ist die Forderung realistisch, mit dem Fernwärmeausbau nicht bis 2026 zu warten, sondern bereits früher mit Teilprojekten wie z.B. Fernwärme für Potsdam-West zu beginnen?
  • Gibt es die Möglichkeit, schon jetzt zu signalisieren, wenn ein Anschluss an ein Fernwärmenetz für einen Stadtteil sehr unwahrscheinlich ist? Welche Unterstützung von Seiten der Stadt gibt es in diesem Falle für die Haus- und Wohnungseigentümer, um sinnvolle Quartierslösungen zu entwickeln.
  • Wie kann die Wärmedämmung des Gebäudebestands forciert werden, um den Fernwärmebedarf (und die dafür notwendigen Investitionen) möglichst frühzeitig zu reduzieren?
  • Ist das Instrument der Ausweisung von „energetischen Sanierungsgebieten“, das mit einem Finanzierungsprogramm der KfW verbunden ist, dafür geeignet?
  • Wird das zukünftig deutlich erweiterte Fernwärmenetz Potsdams auch die Einspeisung von Wärme aus privaten Erzeugerquellen (Industrie, Wärmegenossenschaften) zulassen?
  • Enthält die derzeit für die Potsdamer Wärmeplanung erhobene Datenbasis auch ein Wärmekataster, mit dem alle vorhandenen bzw. potentiell in Frage kommenden Wärmequellen für die Netzeinspeisung erfasst werden?
  • Wird sichergestellt, dass die Wärmekosten für die Bewohner nicht unkontrolliert ansteigen?

Die Dekarbonisierung der Fernwärme soll zügig vorangetrieben werden, denn ohne diese Maßnahmen erhöhen sich die Kosten für den dringend erforderlichen Wohnungsbau in Potsdam deutlich.“ (Empfehlung des Klimarats v. 26.2.2024)

Hohe Erwartungen an die Geothermie

Die Nutzung der Geothermie als Wärmequelle ist energie- und umweltpolitisch unstrittig, macht jedoch umfängliche und vergleichsweise hohe Investitionen erforderlich. Eine kürzlich vorgenommene Probebohrung der EWP an der Heinrich-Mann-Allee war so erfolgreich, dass doppelt so viel Energie gewonnen werden kann, wie ursprünglich geplant. Im Herbst dieses Jahres wird die Anlage in Betrieb gehen. Für den Fernwärme-Ausbau sind jedoch weitere Großbohrungen und entsprechende Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe erforderlich. Um diese durchführen zu können, müssten aufgrund der Rahmenbedingungen für deren Förderung städtische Bürgschaften bewilligt werden. Über die finanzielle Machbarkeit dieser Bürgschaften ist ein kommunalpolitischer Konflikt entstanden, der z.Zt. für Unruhe sorgt. Von mehreren Seiten wird davor gewarnt, das eingefahrene System der Querfinanzierung innerhalb der Stadtwerke Potsdam - die Überschüsse der EWP werden zur Deckung der Finanzlücken bei den Bäderbetrieben und bei der ViP verwendet - aufzugeben und alle verfügbaren Mittel in die Wärme- und Energiewende zu stecken.

„Die Wärmewende ist richtig, aber wir können in Potsdam nicht alles Geld der EWP auf die Wärmewende konzentrieren.“ (OB Mike Schubert, 23.2.2024)

Damit gewinnt die Finanzierung der Wärme- und Energiewende an Bedeutung, denn es zeichnet sich ab, daß deren Kosten nicht allein durch kommunale Finanzquellen finanziert werden kann. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage nach Finanzierungsquellen auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene bzw. durch private Finanzmittel (Bürgerenergie).

„Die Wärmewende in Potsdam steht nicht auf der Kippe.“ (Finanzbeigeordneter Burkhard Exner, 9.3.2024)

Fragen

  • Wie viele weitere Bohrungen sind für das Stadtgebiet Potsdam geplant?
  • Gibt es Stadtgebiete, die durch die zusätzlichen Bohrungen zum Fernwärme-bzw. Nahwärme-Vorranggebiet werden können, obwohl sie es aktuell nicht sind? Wenn ja, welche?
  • Welche Finanzierungsfragen sind in der nächsten Wahlperiode zu klären? Welche Fristen gibt es dabei zu beachten?
  • Wie sieht das Förderkonzept für die Finanzierung der Investitionen in die neue Wärmeerzeugungsinfrastruktur aus?

Literatur:
Stellungnahmen des Klimarats der Stadt Potsdam u.a. v. 19.11.2023 und v. 26.2.2024

 

Foto: Solarthermieanlage in Potsdam (c) EWP, Fotografin: Kathleen Friedrich

Beiträge

Eckard Veil

Geschäftsführer

Energie und Wasser Potsdam GmbH

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Gregor Heilmann

Geschäftsführer

Wohnungsverwaltungsgesellschaft Potsdam mbH

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Michael Knape

Bürgermeister

Stadt Treuenbrietzen

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Martin Müller

Referent Nachhaltigkeit

Investitions- und Landesbank Brandenburg

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Sophie Haebel

Sprecherin Klimabeirat und

Initiative BraVo Wärmewende

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